Tierschutz

Gleich ob Haustier, Nutztier oder Wildtier, alle Tiere sind fühlende Wesen und sollten durch uns Menschen auch genauso behandelt werden. Gerade in der Nutztierhaltung gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Skandale im Bereich der Haltung, aber auch beim Transport und wiederholt auch bei der Schlachtung.

Ich vertrete die Auffassung, dass riesige Ställe mit tausenden Tieren nicht dazu in der Lage sind, Tieren ein artgerechtes Leben zu ermöglichen. Ich möchte, dass Tierbestände wieder an die vorhandene Fläche angepasst werden und Ställe zunehmend tiergerechter gebaut werden. Mir ist bewusst, dass das nicht von heute auf morgen geschehen kann. Neben festen Regelungen braucht es Übergangszeiten, realistische Planungshorizonte und finanzielle Sicherheit. Allerdings braucht es auch einen Startzeitpunkt. Den möchte ich setzen! Mit einer Landesstrategie zur Nutztierhaltung wollen wir Grüne einen Meilenstein zu tiergerechteren Haltungsbedingungen und zu weniger Intensivtierhaltung legen. Dabei ist es uns wichtig, die Landwirtschaft nicht mit immer mehr Bürokratie zu überlasten, sondern sie beim Umbau ihrer Ställe und der Neuausrichtung der Vermarktung zu unterstützen.

Im Bereich der Tiertransporte lässt sich hingegen schnell eine Verbesserung des Status quo erzielen. Tiertransporte, die in unser Bundesland hinein oder aus unserem Bundesland hinaus lebendige Tiere führen, sollten nicht mehr länger als vier Stunden dauern dürfen. Lebendtier-Transporte in und aus Nicht-EU-Länder sollen ganz verboten werden. Kontrollen und höhere Auflagen sollen den Tierschutz bei Transporten besser als bisher sicherstellen.

Auch auf Schlachthöfen muss der Tierschutz endlich verstärkt in den Fokus gerückt werden. Ich werde mich für mobile und dezentrale Strukturen und für ein Optimierung insbesondere der kleinen, dezentralen Schlachthöfe stark machen. Zudem bedarf es Alternativen zur Betäubung mit Kohlenstoffdioxid bei den Großschlachtereien sowie eine funktionierende Qualitätssicherung bei den verwendeten Betäubungsgeräten. Zu häufig wurden Tiere in der Vergangenheit nicht richtig betäubt und mussten unter Bewusstsein ihre Schlachtung miterleben. Videokontrollen in tierschutzrelevanten Bereichen und unabhängige Kontrolleurinnen und Kontrolleure können bei der Sicherstellung des Tierschutzes helfen. Weil der tierschutzkonforme Tötungsprozess eines Tieres Konzentration erfordert und auch für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine mentale Belastung darstellt, bin ich für das Ende der Akkordarbeit in tierschutzsensiblen Bereichen.

Doch auch außerhalb der Landwirtschaft gibt es viel Nachholbedarf. So braucht es zur privaten Haltung gefährlicher Tiere endlich ein umfassendes Gefahrentiergesetz. Auch im Bereich von Zirkus und Karneval müssen Leitlinien angepasst und überarbeitet werden, um den Tieren ein weitgehend tiergerechtes Leben zu ermöglichen. Tierversuche sollten in allen Bereich untersagt werden, in denen es anerkannte, tierleidfreie Alternativen gibt. Wir müssen ein Ende für alle Tierversuche anstreben. Ebenfalls möchte ich, dass in NRW Schluss gemacht wird mit Überzüchtung und Qualzucht. Entsprechende Praktiken hätte es nie geben dürfen, ein Verbot ist längst überfällig. Auch mit Blick auf Wildtiere muss ein Weg gefunden werden, Artenschutz, Wirtschaft und Naturschutz in Einklang zu bringen. Hier kann die Jagd einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz leisten. Wildbestände müssen ausreichend reguliert und an ein waldverträgliches Maß angepasst werden. Waldbesitzer*innen, insbesondere kleiner Flächen, sollen bei der Sicherstellung einer tierschutzgerechten und ausreichenden Bejagung ihrer Flächen unterstützt werden. Ein Wald, in dem jeder Setzling im Nu von Rehen abgenagt wird, kann sich nicht natürlich erneuern. Mit der Rückkehr des Wolfes nach NRW müssen wir uns damit auseinander setzen, wie wir damit einhergehende Konflikte lösen können. Wolfsmanagement muss Weidetierhalterinnen und -halter unterstützen und die Wolfspopulation so managen, dass Beweidung und Betriebe in ihrer Existenz gesichert sind. Der Debatte um sinnvolle Lösungen tut dabei ein gewisses Maß an Rationalität gut.

Hier finden Sie das Wahlprogramm der Grünen NRW – mit weiteren Vorhaben und unseren Zielen für die nächsten fünf Jahre.