Landwirtschaft

Der stärkere Fokus der Verbraucher*innen auf den bewussten Umgang mit Lebensmitteln fordert auch ein Umdenken in der Landwirtschaft. Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass sich der Trend fortsetzt und Kundinnen und Kunden in den nächsten Jahren deutlich weniger tierische Produkte kaufen werden, aber dafür immer häufiger wissen wollen, wie Tiere gelebt haben, bevor sie geschlachtet wurden. Für die Landwirtschaft bedeuten diese Entwicklungen hin zu einer anderen Ernährungsweise einen erheblichen Anpassungsdruck, zusätzlich zu den bereits bestehenden Herausforderungen. Dabei möchte ich unsere Bäuerinnen und Bauern in Nordrhein-Westfalen unterstützen!

Ich möchte, dass wir bis 2030 einen Anteil von 30 % Ökolandbau in NRW haben. Aktuell stehen wir bei 6,7 Prozent – aber ich weiß, dass wir noch große Potenziale haben und unsere Bäuerinnen und Bauern, Verbraucherinnen und Verbraucher und unsere Umwelt davon profitieren können, wenn von öffentlicher Seite endlich die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Landwirtschaft muss sich für die Höfe in NRW wieder lohnen. Landwirtinnen und Landwirte müssen fair für ihre Arbeit bezahlt werden. Das gilt auch für die ökologischen Leistungen, die sie für die Natur auf ihren Flächen erbringen.

Mit Blick auf den dramatischen Verlust an Artenvielfalt und Insektenbeständen in den vergangenen Jahrzehnten setze ich mich dafür ein, dass der Einsatz von Pestiziden in NRW deutlich reduziert wird. Mehrkosten, die der Landwirtschaft durch die Reduktion anfallen könnten, sollen durch Förder- und Ausgleichskonzepten ausgeglichen werden. Der Anbau von Energiepflanzen soll bis 2035 auf Gülle und andere Reststoffe umgestellt und freiwerdende Flächen für Lebensmittelanbau, Vernässung von Mooren oder Aufforstung genutzt werden.

Ich wünsche mir eine Agrarwende, die nicht nur auf den Feldern, sondern auch in den Ställen und Schlachtereien stattfindet. Leider geriet Nordrhein-Westfalen in den letzten Jahren immer wieder mit Skandalen beim Umgang mit Tieren in die Schlagzeilen. Mich schmerzt es als Bauer, der selbst Schweine hält, dass unser Berufsstand dadurch in seinem Ansehen geschädigt wird. Ich sehe aber auch, dass viele Skandale ihren Ursprung in den skrupellosen Marktstrukturen haben, aus denen im Laufe der Zeit jegliches Tierwohl hinaus rationalisiert wurde. Der Viehbestand in NRW muss wieder auf ein umwelt- und tierverträgliches Maß reduziert werden.

Deshalb setze ich mich dafür ein, dass besonders kleine und mittlere Höfe spezielle Förderung beim Umbau und Neubau ihrer Stallungen erhalten, um künftig mehr Tierwohl ermöglichen zu können. Den Problemen in der Schlacht-Branche möchte ich hingegen mit strikten Regeln entgegenwirken. Akkordarbeit in sensiblen Bereichen auf Schlachthöfen soll beendet werden. Das gilt für den Zutrieb, die Betäubung und die Tötung. Sowohl für die Menschen im Bereich der Schlachtung, als auch für die Tiere im letzten Moment ihres Leben ist es wichtig, dass alle Prozesse so „human“ wie möglich ablaufen. Ein Weg aus der Krise der Tierhaltung können dezentrale, lokale Schlachtereien sein. Für solche Betriebe und auch für Molkereien sollen entsprechende Strukturen wieder aufgebaut werden. Den Schlüssel zum Erfolg sehe ich in der öffentlichen Ernährung, in Kantinen, Mensen und Cafeterien in Betrieben, Krankenhäusern, Behörden, Kitas und Schulen. Ich möchte, dass diese zunehmend Produkte aus dem Ökolandbau und aus der Region beziehen. Hier soll es nach Möglichkeit fleischfreie Alternativen und einen steigenden Anteil hochwertigen Biofleisches geben. Gerade öffentliche Betriebe können langfristige Lieferverträge abschließen und Landwirtinnen und Landwirten eine Perspektive geben. Mit einem gewissen Maß an Sicherheit kann man investieren und ohne großes Risiko den Hof auf eine ökologische Bewirtschaftung umstellen. Über die öffentliche Ernährung wollen wir eine Nachfrage schaffen, die die Anbieterseite aus ihrem Dilemma befreit. Der aktuelle Pfad in der Landwirtschaft „Wachse oder Weiche“ generieret bis auf wenige Ausnahmen nur Verliererinnen und Verlierer. Wir brauchen endlich langfristige Antworten. Unsere Ernährung ist zu wichtig, um hier weiterhin auf Lücke zu setzen. Der Umbau der Landwirtschaft wird gewiss kostspielig, aber im Anschluss auch profitabel. Ein „Weiter so“ in der Landwirtschaft wird hingegen unbezahlbar- für alle Seiten.

Hier finden Sie das Wahlprogramm der Grünen NRW – mit weiteren Vorhaben und unseren Zielen für die nächsten fünf Jahre.