„Mithilfe von Agroforstsystemen Synergieeffekte für Naturschutz und Landwirtschaft schaffen“
Werte Kolleginnen und Kollegen!
Über Agroforst zu reden, macht Sinn, vor allem beim Blick nach draußen: Der Klimawandel, die Veränderungen, die ablaufen, betreffen die Landwirtschaft sehr deutlich. Wer sich aktuell mit Bäuerinnen und Bauern unterhält, der stellt schon fest, dass sich was verändern muss, dass sich was tun muss. Agroforst kann ein kleiner Baustein sein, jeweils vor Ort ein Stück weit die Anbausysteme zu verändern, um auf diese klimatischen Veränderungen reagieren zu können.
Ich bin etwas überrascht, dass der Antrag von der FDP kommt – einerseits nicht, weil es wieder einmal aus der Enquetekommission rausgezogen wird, andererseits bin ich doch überrascht, weil sich die FDP bislang nicht dadurch hervorgetan hat, eine Vorreiterin bei Agroforst zu sein.
Es ist ungefähr zwei Jahre her, da hat unser ehemaliger Kollege hier im Landtag zu Agroforst im Bundestag geredet. Dort hat sich die FDP als einzige Partei grundsätzlich gegen Agroforst gestellt. Er hat dort ganz deutlich gesagt, dass er nichts von Agroforst halte, dass die FDP Agroforste ablehne, dass das Flächenvergeudung sei, dass man die Fläche anders nutzen müsse und dass es kein wirklicher Beitrag sei, die Landwirtschaft nach vorne zu bringen. Auch ein Blick in Ihr Landtagswahlprogramm war an dieser Stelle ganz aufschlussreich. Da fehlt jeglicher Bezug dazu, was Agroforst für die Landwirtschaft bringe. Sie erwähnen das als Thema,dass es ja ein Kohlenstoffspeicher sein könnte, aber mehr auch nicht. Ich finde, Sie könnten vielleicht an Ihrem Verhältnis zu Agroforst noch ein Stück weit arbeiten.
Ja, Herr Brockes, mit Ihnen würde ich gerne mal wirklich intensiv über Agroforst diskutieren. Es zeigt sich nämlich auch in Ihren Forderungen – darauf komme ich gleich noch einmal –, dass Sie sich nicht wirklich stark damit beschäftigt haben, sondern einfach eins zu eins die Punkte aus der Enquetekommission abgeschrieben haben. Das ärgert mich schon ein bisschen.
Die Enquetekommssion hat einen Stand, der auch schon wieder ein bisschen veraltet ist. Herr Brockes, mich ärgert wirklich, dass Sie nicht wahrgenommen haben, dass sich das Land Nordrhein-Westfalen sehr wohl auf den Weg gemacht hat. Frau Kahle-Hausmann hat festgestellt, auf Haus Düsse passiere was, das Land tue was und erste Projekte liefen an. Sie tun in dem Antrag so, als gäbe es da noch gar nichts.
An dieser Stelle müssen wir über die Förderung diskutieren – das war uns Grünen nie genug –, aber ich bin erst einmal froh, dass wir überhaupt in die Förderung reingegangen sind, dass Agroforst mittlerweile anerkannt ist, dass Bäuerinnen und Bauern das machen können, dass sie einen Antrag darauf stellen können.
Jetzt können wir darüber diskutieren, was 60 Euro wert sind. Was das für ein Betrag, wenn ich das mit einem System vergleiche, das in der Einrichtung relativ teuer ist. Da bin ich anderer Meinung als Sie.
Ich finde, dass es Aufgabe der ersten Säule ist, zu gucken: Was ist dieses System ökologisch wert? Was für einen Aufwand betreiben Bäuerinnen und Bauern an dieser Stelle? Welchen ökonomischen Vorteil bzw. Nachteil ziehen sie daraus? Welche ökologische Wertigkeit hat das? Dann legt man eine Prämienhöhe fest.
Ich finde nicht, dass wir als Land die etwaigen Fehler, die in der GAP noch da sind, ausgleichen sollten.
Das ist nicht unser Job als Land, aber das können wir noch einmal diskutieren. Ich bedaure sehr, dass wir das nicht intensiver diskutiert haben, sondern dass wir das heute so zur Abstimmung stellen.
Sie fordern unter anderem die Einrichtung eines Beratungssystems. Wenn man aber ein bisschen genauer hinguckt, dann gibt es dieses Beratungssystem sehr wohl. Wer Agroforst machen will, der kann sich natürlich Beratung holen. Es ist nicht so, dass das Land NRW da noch gar nichts anbieten würde. Es gibt diese Beratung, und ich finde es auch wichtig, dass wir die wahrnehmen.
Herr Brockes, Forschung kann man immer fordern, klar. Aber zu Agroforst gibt es mittlerweile eine Menge Forschung. Es gibt an der Uni Freiburg Forschung dazu. Es gibt an der Uni München Forschung dazu. Es gibt an der Hochschule Eberswalde einen Schwerpunkt dazu; die machen dazu eine Menge. Es gibt an der Uni Gießen Forschung dazu.
Man muss das Rad auch nicht neu erfinden. Wenn man sich mit diesen Leuten einmal in Verbindung setzt, kann man wirklich eine Menge in Erfahrung bringen und das System dann praxistauglich machen.
Und da komme ich zum entscheidenden Punkt: Sie fordern – und das ist auch ein politisches Problem –, man müsse noch mehr Basisarbeit machen. Ich glaube, dass wir schon einen Schritt weiter sind. Wir haben ganz viele junge engagierte Bäuerinnen und Bauern. Ich hatte selbst eine Veranstaltung im Februar dazu. Dort hat ein junger Bauer aus Steinfurt vorgestellt, was er in dem Bereich macht. Ein anderer Bauer kam aus Tecklenburg. Das war mit so viel Begeisterung vorgetragen. Die wissen genau, was sie wollen. Die haben eine klare Vorstellung darüber, wie sie ihre Äcker neu gestalten wollen. Die brauchen diesen Antrag gar nicht mehr.
Wir brauchen nicht noch mehr Forschung und noch mehr Forschung. Was wir brauchen, ist, dass wir jetzt in die Umsetzung kommen. Das ist der entscheidende Punkt.
Herr Brockes, Ihr Antrag hinkt der Zeit hinterher. Der wäre vor zwei Jahren noch gut gewesen. Jetzt ist er schlecht, er ist überholt, und deshalb lehnen wir ihn auch ab. –
Vielen Dank.
Hier: Antrag FDP 18/3661