Hände waschen – das ist in diesen Tagen der Corona-Krise eine der wichtigsten Empfehlungen zum Schutz gegen das Virus. Nicht überall auf der Welt ist der einfache Zugang zu sauberem Wasser so selbstverständlich wie bei uns. Auch wenn sich in den letzten Wochen die Grundwasserstände etwas erholt haben, sind auch hier in Nordrhein-Westfalen die Folgen des Klimawandels für unser Wasser schon heute zu spüren. Der internationale „Tag des Wassers“ an diesem 22. März stand unter dem Motto „Water and Climate Change“ und will verdeutlichen, wie eng Wasser und Klimawandel zusammenhängen. Wir haben dazu eine Große Anfrage an die Landesregierung gestellt und zum Teil sehr ernüchternde Antworten erhalten. Der Gewässerschutz in NRW muss dringend an die klimatischen Veränderungen angepasst werden:
In den heißen Sommermonaten 2019 wurden Menschen in Ostwestfalen teilweise dazu aufgefordert, sparsam mit Wasser umzugehen – weil die Vorräte dramatische Tiefstände erreicht haben. Die Trinkwasservorräte in Talsperren und Seen in Nordrhein-Westfalen waren abgefallen, der Wasserstand der Möhnetalsperre war beispielweise so gering wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Nutzungskonflikte um unser Grundwasser sind also kein Zukunftsszenario mehr, sondern es gibt sie schon jetzt. Hier bei uns in NRW. Weitere politische Untätigkeit wird sie weiter verschärfen, denn auch die klimatischen Veränderungen schreiten voran.
Die Ressource Wasser ist endlich – Grundwasserneubildung in NRW fördern
Das Forschungszentrum Jülich hat mit dem Projekt mGROWA (Water Balance And Climate Change) ermittelt, dass die jährliche Grundwasserneubildung in den Großlandschaften Nordrhein-Westfalens ebenfalls stetig abnimmt. Besonders gering waren die Neubildungsraten in den Jahren 1996, 2009, 2012 und 2018. 2019 wurde noch nicht erfasst. In der Antwort der schwarz-gelben Landesregierung auf unsere Große Anfrage „Wasser in NRW nachhaltig nutzen und schützen“ heißt es, dass neuste Untersuchungen für das Jahr 2019 ergeben hätten, dass die Grundwasserneubildung weiterhin rückläufig ist. Das überrascht nicht. War das vergangene Jahr doch das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Die Abstände zwischen den Ausnahme-Hitzejahren werden immer kürzer und die Bestände des Grundwassers können sich nicht erholen. Die Folgen sind überall bemerkbar: in der öffentlichen Trinkwasserversorgung, Industrie, Schifffahrt, Land- und Forstwirtschaft, im Gartenbau und in wasserabhängigen Ökosystemen.
CDU und FDP unternehmen zu wenig gegen Verunreinigungen
Die Landesregierung tut auch nicht genug, um unser Wasser besser vor Verunreinigungen zu schützen, und wurde sowohl von der Europäischen Union als auch von der Deutschen Umwelthilfe verklagt. Doch die Landesregierung bleibt untätig und räumt dem Wasserschutz keine höhere Priorität ein. Vorschläge für Maßnahmen gegen zu viel Nitrat-Eintrag wie eine flächengebundene Tierhaltung, die Förderung von Ökolandbau in besonders belasteten Gebieten, eine Nitratabgabe oder die Einführung einer Meldepflicht über den Einkauf von Mineraldünger lehnt die Regierung von Ministerpräsident Laschet ab. Auch ein grundsätzliches Verbot des Einsatzes von Pestiziden in Wasserschutzgebieten ist aus Sicht der Landesregierung nicht erforderlich.
Besonders problematisch ist, dass durch die abnehmende Grundwassermenge die Konzentration von Schadstoffen, zum Beispiel Arzneimittelstoffen, in Flüssen und Bächen steigt, weil die Kläranlagen diese Stoffe nicht vollständig herausfiltern können. Es muss eine „Zukunftsstrategie Wasser“ für NRW entwickelt werden, die zum Ziel hat, eine flächendeckende Ermittlung der Wasserverfügbarkeit und der Entwicklung der klimatischen Veränderungen vorzunehmen. Die Nutzung der Ressource Wasser muss an die sich veränderten Gegebenheiten angepasst werden, damit diese nicht die Grundwasserneubildung übersteigt.
Wasser besser schützen – die Landesregierung muss aktiv werden
Auch aufgrund des Flächenfraßes wird sich die Grundwasserreserve weiter verschlechtern.
Versiegelte Flächen verhindern, dass Regenwasser versickern kann und auch landwirtschaftliches Dauergrünland verschwindet zunehmend, obwohl es für die Versickerung und Speicherung von Wasser im Erdreich ebenfalls enorm wichtig ist. Durch die Novellierung des Landesentwicklungsplans und die damit verbundene Abschaffung des sogenannten „5 Hektar-Ziels“ haben CDU und FDP diesen fatalen Trend dramatisch verschärft.
CDU und FDP haben im Koalitionsvertrag festgeschrieben, das Landeswassergesetz novellieren zu wollen. Wir fordern sie dringend auf, dabei auch Antworten auf die Folgen des Klimawandels für unser Wasser zu finden. Anstatt permanenter netter Worte ist Handeln gefordert. Insbesondere müsste die Landesregierung angesichts der immensen Herausforderungen unverzüglich ein weitsichtiges und nachhaltiges Wassermanagement starten und Anpassungsstrategien spezifisch für die Situation in NRW entwickeln.