Die Qualität unseres Wassers ist in Gefahr und die Ministerin schaut zu

norwich_1In unserem Grundwasser steigt die Nitrat-Konzentration, weil viele Landwirt*innen ihre Felder zu intensiv düngen. Das gefährdet die Qualität unseres Trinkwassers und macht dessen Aufbereitung teurer. Mit wirksamen Gegenmaßnahmen und einem Fördern von nachhaltiger Landwirtschaft ließe sich das Problem lösen. Doch Ministerin Schulze Föcking will den Wasserschutz nicht forcieren. Die Zeche zahlen die Verbraucher*innen.
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Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Ob zum Trinken, Kochen oder Duschen: Wir brauchen es täglich und vertrauen darauf, dass es in einem einwandfreien Zustand ist. Die zunehmende Belastung des Grundwassers mit Nitraten bedroht diesen Zustand jedoch. Nitrate sind Stickstoffe, die sich vor allem aus Dünger lösen, den Landwirt*innen auf ihrem Feld verteilen. In angemessenen Mengen sind Nitrate kein Problem, sondern fördern das Pflanzenwachstum und sorgen so dafür, dass Landwirt*innen auf ihren Feldern mehr Ertrag erwirtschaften. Düngen Landwirt*innen aber zu viel, kann der Boden nicht alle Nitrate aufnehmen. Die Nitrate geraten über Niederschläge ins Grundwasser, weshalb dessen Aufbereitung als Trinkwasser immer aufwendiger wird.

Unser Stoffwechsel wandelt Nitrate potenziell zu Nitrit um. Für Babys und Kinder kann das sehr gefährlich sein, da dieser Stoff die roten Blutkörperchen attackiert, die Sauerstoff durch den Körper transportieren. Außerdem können Nitrate in unserem Verdauungstrakt krebsverdächtige Nitrosamine bilden. Wir sind also darauf angewiesen, dass Nitrat aus unserem Trinkwasser herausgefiltert wird – was Wasser teurer macht. Noch besser wäre: Nitrat gelangt erst gar nicht in unser Trinkwasser!

Weniger Intensivtierhaltung, weniger Dünger, weniger Nitrat

Die andauernd hohen Nitratwerte in Deutschland und Nordrhein-Westfalen zeigen, dass wir ein Problem haben. Seit 20 Jahren versuchen Landwirt*innen die Nitratbelastung des Grundwassers zu reduzieren, indem sie beispielsweise Uferrandstreifen ungedüngt lassen oder nur so viel Dünger ausbringen, wie Böden benötigen. Doch diese Maßnahmen alleine reichen offenbar nicht aus, denn die Nitratwerte im Grundwasser sind weiterhin zu hoch. Aktuelle Zahlen der Bundesregierung, die die GRÜNE Bundestagsfraktion erfragt hat, belegen diesen erschreckenden Trend.

Ein erhebliches Problem für die zukünftige Landbewirtschaftung ist, dass das Mineral Pyrit immer seltener in unseren Böden zu finden ist. Pyrit hilft bisher, Nitrate auf natürlichem Wege abzubauen. Deswegen müssen wir handeln, indem wir die Intensität reduzieren, mit der wir Böden bewirtschaften. Das gilt insbesondere für durchlässige Sandböden. Leicht lösliche Stickstoffverbindungen wie in Gülle und Mineraldünger müssen noch viel genauer dosiert werden, sonst gelangen die Stickstoffe durch die Böden unweigerlich ins Grundwasser.

NRW ist unter anderem durch die hier starke sehr intensive Tierhaltung besonders von hohen Nitratwerten betroffen. Langfristig müssen wir deshalb weg von der gegenwärtigen Intensivtierhaltung, bei der in großen Stallanlagen Tausende Tiere gehalten werden, die Berge von Gülle produzieren. Bei dieser Tierhaltung gelangen auch zunehmend problematische Medikamentenrückstände ins Grundwasser. Weniger Tiere wären ein Vorteil mit Blick auf das Tierwohl und das Klima, gleichzeitig würde dies auch unser Grundwasser von Nitraten entlasten. Doch es gäbe weitere Wege, die Nitratbelastung unseres Wassers zu reduzieren.

Strengere Regeln für sauberes Wasser – nicht mit Ministerin Schulze Föcking

Seit Jahren wird in Brüssel und Berlin über die sogenannte Düngeverordnung verhandelt, in der die Regeln festgeschrieben werden, nach denen Landwirt*innen ihre Felder düngen dürfen. Weil aber verschiedene Länder und Bundesländer mit verschiedenen Problemen zu kämpfen haben, soll es in dieser Verordnung eine Klausel geben, nach der die einzelnen Bundesländer die Regeln ihren regionalen Begebenheiten anpassen können. Für Nordrhein-Westfalen müsste das heißen, dass die Landesregierung den Landwirt*innen regional vorschreibt, weniger intensiv mit Gülle zu düngen. Denn unser Grundwasser ist zum Beispiel im viehstarken Münsterland sowie in den intensiven Gartenbauregionen des Rheinlands deutlich stärker mit Nitraten belastet als in anderen Landesteilen.

Die CDU-Landwirtschaftsministerin Schulze Föcking versteht sich allerdings als Anwältin der Intensivlandwirtschaft. Die Entsorgung von Gülle als Dünger ist für Massentierhalter*innen eine günstige Alternative. Und deswegen stellte Schulze Föcking im NRW-Landtag kürzlich klar: Mit Schwarz-Gelb bleibt es in NRW beim Minimum. Bei der Düngeverordnung werde es mit der neuen Landesregierung in NRW keine Verschärfungen über die Länderöffnungsklausel geben. Der Ministerin sind in diesem Fall anscheinend die wirtschaftlichen Interessen der sogenannten Veredlungsbranche viel wichtiger als der Schutz der Umwelt – und in diesem Fall auch wichtiger als sauberes Trinkwasser für die Menschen in NRW.

Steigende Wasserpreise treffen Verbraucher*innen

Bleibt Schulze Föcking dabei, wird der Preis für sauberes und gesundheitlich unbedenkliches Trinkwasser in Zukunft in Nordrhein-Westfalen wohl steigen. Denn die Trinkwasserversorger müssten dann immer tiefere Brunnen bohren oder das Wasser sogar über größere Entfernungen aus unbelasteten Gebieten herantransportieren. So weit sollte es auf keinen Fall kommen. Im Interesse der Umwelt, der Gesundheit und der Geldbeutel der Verbraucher*innen sollte die neue Landesregierung den unter Rot-Grün eingeschlagenen Pfad einer umweltgerechten Landwirtschaft nicht verlassen.

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