„Wir sind die besten Anwälte des Ländlichen Raums!“ Meine Rede zum LDK-Antrag „Ländliche Räume in NRW – Starke Grüne Impulsregionen!“

Norwich_Rüße_2010Liebe Freundinnen und Freunde,

drei Botschaften habe ich mitgebracht:
Die erste Botschaft ist, das ich mich unglaublich darüber freue, dass wir als Grüne hier in Nordrhein-Westfalen unsere Ländlichen Räume zu einem Schwerpunkt einer LDK gemacht haben!
Das zeigt, dass dieses Thema für uns nicht nur als Lippenbekenntnis taugt, sondern von uns ernsthaft inhaltlich bearbeitet wird.

Da unterscheiden wir uns übrigens sehr deutlich zum Beispiel von der FDP, die zwar im Landtag eine Große Anfrage zu diesem Thema gestellt hat, aber das Thema dann monatelang nicht wieder aufgerufen hat.
Da war anscheinend die Schlagzeile in der Presse das eigentliche Ziel und eben keine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Chancen und den Problemen des Ländlichen Raums.

Die zweite Botschaft ist, dass ich mich bei den vielen Beteiligten für ihre engagierte Mitarbeit an diesem Antrag bedanken möchte.
Dass so viele daran mitgearbeitet haben, finde ich klasse und zeigt, dass der Ländliche Raum bei uns breit verankert ist.
Und das ist auch wichtig, weil die Entscheidung über die Zukunft des Ländlichen Raums zwischen uns und der CDU ausgefochten wird!

Der Wettbewerb über die besseren Konzepte für den Ländlichen Raum wird zwischen schwarz und grün entschieden – und da ist es gut zu wissen, dass wir diesen Rückhalt und diese Verankerung in der Partei haben!

Liebe Freundinnen und Freunde,
es war ein tolles Erlebnis zu sehen, wie sich dieser Antrag über die Land-in-Sicht-Tagung, über Sitzungen der LAG, viele Gespräche und Mails hin entwickelt hat.
Alle Beteiligten haben dabei eines gemeinsam gelernt – alle unsere einzelnen Fachgebiete – von Gesundheit über Kinder und Jugend, Demographie, Energiepolitik, Sport, Wirtschaft, Umwelt bis hin zur Schulpolitik – haben einen wichtigen Bezug zum Ländlichen Raum.

Dass der Ländliche Raum auch vorangehen und zum Türöffner für eine politische Lösung werden kann, hat die Schulpolitik gezeigt.
Ohne dass Vorangehen von Orten wie Ascheberg oder Billerbeck, wäre der Anpassungsprozess in der Schullandschaft an die neuen Herausforderungen nicht so schnell möglich gewesen!

Und auch im Bereich der Energiepolitik sind es gerade Gemeinden im Ländlichen Raum, die vormachen, wie man eine dezentrale, nachhaltige Energieversorgung auf der Basis Erneuerbarer Energien aufbaut! Das kleine münsterländische Dorf Saerbeck zeigt ganz exemplarisch, wie es geht!

Und zum Schluss komme ich zu meiner dritten Botschaft:
Dabei geht es mir um das Alleinstellungsmerkmal – oder besser gesagt: die Kernkompetenz des Ländlichen Raums.
Gemeint sind natürlich die beiden Themen Landwirtschaft und Natur.

Liebe Freundinnen und Freunde,
wir wissen aber alle zusammen, dass der Ländliche Raum in seiner Kernkompetenz Landwirtschaft und Natur derzeit – um es mal nett auszudrücken – derzeit erheblich schwächelt!

Es geht dabei auch gerade hier in Nordrhein-Westfalen um die Folgen der sogenannten modernen Landwirtschaft.
Den Begriff „Moderne Landwirtschaft“ habe ich allerdings bis heute nicht verstanden.
Was ist modern daran, wenn man Tiere so hält, dass die Gesellschaft damit schon lange nicht mehr einverstanden ist?
Und was ist bitte modern an einer Landwirtschaft, die es seit 30 Jahre nicht hinbekommt, ihre Gülle sinnvoll zu verwerten, sondern stattdessen damit unser Grundwasser versaut?

Liebe Freundinnen und Freunde,
die Landwirtschaft hat sich in den letzten zehn Jahren nochmals intensiviert:
Fruchtfolgen zählen häufig überhaupt nichts mehr,
der Einsatz von Pestiziden und Antibiotika nimmt zu,
es werden in bestimmten Regionen deutlich zu viele Tiere gehalten
und – auch das gehört zur Wahrheit dazu – im Rahmen der Energiewende wurde die Landwirtschaft nochmals intensiver, weil die Energieproduktion zusätzlich kam. Es geht aber nicht immer mehr, die Ressource Boden ist nicht unendlich!

Die Folgen sind dramatisch:
Wir haben Nitratwerte, die wieder dort angekommen sind, wo sie in den 90er Jahren schon waren. Aktuell sind 40 Prozent des Grundwassers in NRW zu stark mit Nitraten belastet.
Diese Entwicklung sehen gerade unsere Wasserwerke mit großer Sorge, weil die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser dadurch schwieriger und teuerer wird.

Sauberes Wasser ist das eine, die Artenvielfalt das zweite, vielleicht noch größere ökologische Problem, das nur im Ländlichen Raum gelöst werden kann.
Wir erleben derzeit einen dramatische Entwicklung bei vielen Arten – und zwar genau bei den Arten, die in der Agrarlandschaft beheimatet sind.

Der Kiebitz ist das prägnanteste Beispiel – ein Naturschützer hat einen Vortrag über diesen früheren Allerweltsvogel einfach nur mit „Tschüs Kiebitz“ betitelt – weil, wenn die industrielle Landwirtschaft so weitermacht, gibt es ihn tatsächlich bald nicht mehr!
Liebe Freundinnen und Freunde,
die genannten ökologischen Probleme sind eine große Herausforderung!
Aber welche Partei, wenn nicht wir Grünen – sollte sich an diese Fragen herantrauen?
Im Klartext heißt die Aufgabe, dass unsere Landwirtschaft wieder zu einem Gleichgewicht zwischen Ökonomie und Ökologie zurückkommen muss.
Darüber hinaus gibt es weitere, wichtige Bausteine, die wir Grüne beim Thema Artenvielfalt fest im Visier haben, so die Jagdgesetznovelle, so das geplante Landesnaturschutzgesetz und schließlich auch der zweite Nationalpark für Nordrhein-Westfalen!

Liebe Freundinnen und Freunde,
im Ländlichen Raum gibt es viele Aufgaben zu bewältigen, wenn wir auch in Zukunft lebendige Dörfer, eine intakte Natur und eine ökologisch verantwortbare Landwirtschaft haben wollen.
Ich bin überzeugt davon, dass wir als Grüne dieses Thema zu Recht heute hier in den Mittelpunkt stellen, auch weil die ökologischen Herausforderungen derzeit so groß sind.

Ich bin aber auch überzeugt davon, dass wir die richtigen Antworten haben und dass wir die besten Anwälte für die vielfältigen Interessen im Ländlichen Raum sind!
Deshalb lasst uns diesen Antrag auch als Auftakt sehen für eine weiter intensive und aktive grüne Politik für den Ländlichen Raum!

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