Haustierabschuss ist von vorgestern, lieber Landesjagdverband!

Hochsitz_by_Dieter Schütz_pixelio.deNoch einmal hat sich der Landesjagdverband für das seiner Meinung nach so „bewährte“ Landesjagdgesetz stark gemacht. Kurz vor dem Landesjägertag in Köln gab es noch eine Pressekonferenz im Düsseldorfer Landtag, wo der Präsident des Verbandes eindringlich alles verteidigte, was viele Menschen in Nordrhein-Westfalen deutlich in Frage stellen: Ob die Ausbildung von Jagdhunden an lebenden Tieren, ob der Abschuss von Haustieren durch Jäger, ob die Fallenjagd oder die Kirrung/Fütterung – alles das ist aus Sicht des Jagdverbandes natürlich unverzichtbar.
Insbesondere der Haustierabschuss ist dabei seit langem extrem umstritten, weil immer wieder vor allem Katzen abgeschossen werden, die nur den Fehler gemacht haben, sich weiter als 200 Meter vom Wohnhaus ihres Besitzers zu entfernen.

Dabei wissen die Jägerinnen und Jäger genau, dass die Ursachen für den Niedergang von Fasan, Hase und Rebhuhn ganz woanders liegen. Natürlich reißt ein wildernder Hund auch mal ein Rehkitz. Das kann man aber auch ordnungsrechtlich verfolgen, ohne den Hund gleich abschießen zu müssen. Und auch bei Katzen sind andere Wege wie die Katzenkastration eine gute und funktionierende Alternative.
Außerdem haben Katzen in der Vergangenheit gerade im Ländlichen Raum schon immer in großer Zahl gelebt. Bis jetzt gilt das alte Jagdrecht, dass den Haustierabschuss erlaubt. Haben die Jäger das angebliche Problem der Haustiere nicht im Griff? Denn diese angeblich so gute jagdrechtliche Lösung – der Abschuss Tausender Katzen – funktioniert in Wirklichkeit gar nicht . Genau deshalb lehnen viele Jägerinnen und Jäger den Hausabschuss mittlerweile selber ab und praktizieren ihn in ihrem Revier auch nicht. Außerdem wissen diese Jäger, dass der Haustierabschuss ganz erheblich das negative Image der Jagd bei vielen Menschen befördert hat.

Der Rückgang der Population von früheren Allerweltsarten wie Feldlerche und Kiebitz hat sich gerade in den letzten Jahren extrem beschleunigt. Ich kann nicht erkennen, dass sich die Katzenpopulation im gleichen Zeitraum dermaßen extrem vermehrt hätte, um diesen Rückgang zu erklären. Was ich dagegen sicher weiß, dass sich die Landwirtschaft in den letzten Jahren nochmals deutlich intensiviert hat: Mehrmaliges Mähen und Ernten von Flächen im Jahr, immer mehr Mais, ein immer verbreiteter Einsatz von Glyphosaten und Neonicotinoiden, Einsatz sehr breiter Erntemaschinen usw.  Bevor der Landesjagdverband den Katzen und Hunden die Schuld an einem „stummen Frühling“ gibt, sollte sein Präsident, Herr Müller-Schallenberg vielleicht doch eher noch einmal bei der Landwirtschaft nachfragen, wo denn all‘ die Fasane geblieben sind….?
Die Ablehnung des Haustierabschusses heißt allerdings nicht, dass die Problematik der streunenden Katzen und wildernden Hunde nicht gelöst werden muss. Das macht man aber meiner Meinung nach in einer modernen Gesellschaft mit dem Staatsziel Tierschutz im Grundgesetz ganz anders als sich der Landesjagdverband das vorstellt! Denn: Haustierabschuss ist von vorgestern!

Artikel zum Thema:
http://www.noz.de/deutschland-welt/nordrhein-westfalen/artikel/472967/jager-toten-10000-katzen-im-jahr

http://www.rp-online.de/nrw/panorama/abschussrecht-bei-wildernden-katzen-soll-bleiben-aid-1.4223348

Artikel kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.