Lebensmittelkontrollen – falsche Zahlen, falsche Überschriften und eine Anfrage, die keiner braucht?

Norwich_26042013Wie man doch mit Überschriften einfach mal Tatsachen behaupten kann. Im Landwirtschaftlichen Wochenblatt dieser Woche wird auf einer halben Seite die Lebensmittelkontrolle thematisiert. Die Überschrift lautet: „Remmel streut falsche Zahlen“. So, so.

Hintergrund ist ein Schreiben des Hauptgeschäftsführers des Landkreistages, der behauptet hatte, dass entgegen der Aussage des Umweltministeriums in NRW nicht 133 Stellen in der Lebensmittelüberwachung fehlen würden. 

Fakt ist, dass es seit längerem eine Diskussion darüber gibt, ob die Lebensmittelkontrollen in NRW gut funktionieren. Angesichts der diversen Lebensmittelskandale in den letzten Jahren und der veränderten Strukturen im Ernährungsbereich scheint eine Überprüfung und Reorganisation der Lebensmittelkontrolle notwendig zu sein. Wir haben deshalb einen Antrag zur Verbesserung der Lebensmittelkontrollen in den Landtag eingebracht, um in der Sache voranzukommen (http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD16-3429.pdf).

Wer die Entwicklung der Stellen bei den Kreisen in diesem Bereich sieht, kommt zu dem Schluss, dass es zum einen nur sehr wenige Lebensmittelchemiker gibt und dass es zum anderen einen Stellenabbau gegeben hat. Anstatt vom Land zusätzlich gegebene Stellen dem System auch zuzuführen, haben die Kreise und Kommunen anscheinend lieber ihre eigenen Stellen abgebaut.
Und die Tatsachen? Ganz so sicher scheint sich das Landwirtschaftliche Wochenblatt auch nicht zu sein, denn die Online-Version des Artikel titelt mit „Verbreitet Remmel falsche Zahlen?“ – immerhin schon einmal ein Fragezeichen. Noch besser wäre es, wenn das Wochenblatt die Situation in der Lebensmittelkontrolle dargestellt hätte – denn genau darum müsste es eigentlich gehen!

Ein wenig überrascht ohnehin das Losgepoltere der CDU. Denn wozu schreiben sie eigentlich noch eine Anfrage an das Ministerium, in der darum gebeten wird, die Zahlen doch noch einmal zu erklären. Wer anscheinend schon alles weiß, braucht doch keine Fragen mehr zu stellen.

Wer allerdings Interesse hat, um welche Probleme es bei der Lebensmittelkontrolle geht, dem sei der Bericht des MKULNV empfohlen. Auf immerhin 20 Seiten und mit zahlreichen Tabellen versehen wird darin ein Überblick über die Lebensmittelkontrollen in den Kreisen und kreisfreien Städten gegeben:
http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMV16-1422.pdf?von=1&bis=0

Angesichts der diversen Lebensmittelskandale in den letzten Jahren und der veränderten Strukturen im Ernährungsbereich scheint eine Überprüfung und Reorganisation der Lebensmittelkontrolle durchaus notwendig zu sein. Und es ist schon überraschend, wie unterschiedlich die Kreise und Kommunen teilweise personell in diesem Bereich ausgestattet sind. Ein alleiniger Streit darüber, wieviele Stellen genau fehlen, ist  ohnehin wenig hilfreich. Denn es geht auch es darum, ob die Kontrollen risikoorientiert genug sind und ob die Kontrolleure auf Augenhöhe mit der Nahrungsmittelindustrie, den Metzgern und Bäckern sowie den Gastronomen sind.

Wir haben deshalb einen Antrag zur Verbesserung der Lebensmittelkontrollen in den Landtag eingebracht, um in der Sache voranzukommen.
Wie man objektiv über die Problematik Lebensmittelkontrollen berichten kann, zeigt sich übrigens hier:
http://www.welt.de/print/wams/nrw/article122431463/Ueberraschung-im-Chop-Suey.html

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