WLV verkennt die Realitäten!

Meine Antwort auf den WLV, der meint, dass die Landesregierung Schuld daran sei, dass derzeit über ein Viertel der Sauenhalter die Sauenhaltung aufgeben wollen. Die wahren Gründe liegen aber ganz woanders:

Die jüngsten Behauptungen des WLV zur Situation der Sauenhalter ist vollkommen irreführend und bringt uns in der Sache keinen Deut weiter. Wenn Kreislandwirt Johann Prümers argumentiert, durch längere Übergangsfristen bei der Umstellung auf Gruppenhaltung könnten Strukturbrüche vermieden werden, dann liegt er falsch. Die europaweit geltenden Vorgaben für die Sauenhaltung wurden bereits vor über einem Jahrzehnt verabschiedet und in deutsches Recht übernommen. Eine weitere Verlängerung der Übergangsfristen durch das Land ist nicht möglich, außerdem würde dadurch das Problem nicht gelöst, sondern nur um ein oder zwei Jahre verschoben. Angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Debatte über die landwirtschaftliche Tierhaltung, erscheint die vom WLV angestrebte Verlängerung ohnehin weltfremd. Vielmehr muss es das Ziel sein, landwirtschaftliche Nutztiere optimale Haltungsbedingungen zu bieten, woraus sich wiederum eine Reduktion des Arzneimitteleinsatzes ergibt.

Besonders ärgerlich ist aber, dass der WLV den wirklichen Grund für die Aufgabe der Sauenhaltung verschweigt. Aktuell leiden die Betriebe unter den hohen Futterkosten, die die Folge von weltweit wachsenden Tierbeständen, Missernten und zunehmender energetischer Nutzung sind. Vor allem aber haben die Mäster verstärkt Anforderungen an Preis und Menge der Ferkel gestellt, die heimische Sauenhalter nicht mehr erfüllen können. Gerade kleinere Betriebe mussten schon seit längerem feststellen, dass sie deutliche Preisabschläge für ihre Ferkel hinnehmen mussten und in schwierigen Zeiten ihre Ferkel von den Mästern oftmals überhaupt nicht abgenommen wurden. An dieser Stelle ist es nur logisch, dass sich die Sauenhalter aus einem System verabschieden, in dem sie das schwächste Glied sind, und ihre Höfe auf andere Produkte umstellen. Wenn die Schweinemäster nun jammern, dass es zukünftig zu wenig heimische Ferkel geben wird, dann sind das scheinheilige Krokodilstränen. Ein fairer Umgang der Mäster mit den Sauenhaltern in den letzten beiden Jahrzehnten wäre wichtiger gewesen. Vielleicht wird sich aber mancher Mäster zukünftig fragen, ob es angesichts der wachsenden Bedeutung regionaler Produkte richtig war, die heimischen Ferkelerzeuger zu verprellen und einseitig auf dänische und holländische Mastferkel zu setzen.

Vor diesem Hintergrund ist es geradezu absurd der Landesregierung die Schuld zu geben, dass viele Sauenhalter aufgeben wollen, Der WlV will anscheinend lediglich von der Verantwortung der Schweinemäster ablenken. Der Bauernverband muss sich allerdings selbst fragen lassen, was er eigentlich in den letzten Jahren für die Zukunft der kleineren Sauenbetriebe getan hat? Der WLV hat sich in erster Linie dadurch hervorgetan, dass sich klar für den massiven Ausbau der Schweinefleischproduktion und ein weiteres Wachstum ausgesprochen hat. Riesige Stallanlagen mit mehreren Tausend Mastplätzen sind das Ergebnis genau dieser Verbandspolitik. Solche Mastställe stehen aber in einem krassen Widerspruch zur eher kleiner strukturierten Sauenhaltung im Münsterland. Dass die Bauernverbände in NRW derzeit jegliches Verhältnis zur Realiät verlieren, zeigt sich darin, dass von ihnen Betriebe mit 150 bis 200 Sauen als „kleinbäuerlich“ bezeichnet werden. Der Bauernverband wäre insgesamt gut beraten, sich endlich wieder auf einen realistischen Grundbegriff des bäuerlichen Betriebes zu verständigen und sich endlich aus der unseligen Wachstumsspirale zu lösen.

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