Wachsen oder weichen, Weltmarkt oder Regionale Vermarktung, industrielle Massentierhaltung oder bäuerliche Qualitätserzeugung – selten sind in einer Woche im Kreis Steinfurt die aktuellen agrarpolitischen Fragen so intensiv diskutiert worden.
Aus Sicht des grünen Landtagsabgeordneten Norwich Rüße hat das von den Grünen geführte NRW-Umweltministerium mit dem parallelen Besuch des Landwirtschaftsministers Johannes Remmel und des Staatssekretärs Udo Paschedag im Kreis gezeigt, wie wichtig die aktuellen Probleme und die weitere Entwicklung der Landwirtschaft im Münsterland für die neue Landesregierung sind.
Dabei habe insbesondere die Diskussion zur Hähnchenmast klar gezeigt, dass die Bürger eine Ausweitung der Fleischproduktion über einen Neubau großer Stallanlagen nicht mehr tolerieren. Insbesondere gesundheitliche Bedenken und der Tierschutz seien wichtige Argumente, sich gegen neue große Mastställe auszusprechen. Für die großen Stallanlagen gibt es nach Meinung des Abgeordneten deshalb kaum noch Akzeptanz in der Bevölkerung. „Überdimensionierten Mastanlagen, die klar mit dem Ziel Fleischexport und Weltmarkt gebaut werden, lehnen die betroffenen Anwohner und ganz viele Bauern ab“, so Rüße. Landwirte, die ihre bäuerlichen Betriebe nicht in die Richtung von 160 000 Hähnchenmastplätzen oder 8000 Schweinemastplätzen entwickeln wollen, befürchteten mittlerweile selber Opfer von Dumpingpreisen der Mastfabriken zu werden.
Die Agrarpolitik ist deshalb aus Sicht von Rüße gefordert, einer nachhaltigen und tiergerechten Landwirtschaft den Weg zu ebnen. „Der Kreis Steinfurt ist mit Blick auf die Tierhaltung wie ein randvoll gefülltes Glas Wasser. Hier noch weiter nachzufüllen führt unweigerlich zum Überlaufen. Daher müssen wir agrarpolitisch neue Wege gehen, die nicht nur ein paar Betrieben mit extremem Wachstum ein Überleben ermöglichen, sondern möglichst vielen Betrieben mit bäuerlicher Struktur eine Zukunft geben“, so Rüße.