Politikern auf den Zahn gefühlt

Gut eine Woche dauert es noch, bis am 9. Mai die Wähler in Nordrhein-Westfalen zur Urne schreiten. Die Landtagswahl rückt unaufhaltsam näher. Und der Countdown hat begonnen: Jüngst duellierten sich die Spitzenkandidaten im TV-Duell. Auf der Straße werden Flyer und Präsente verteilt. Die heiße Phase des Wahlkampfs biegt auf die Zielgerade ein. Kurzum: Ein ganz schönes Wirr-Warr an Informationen strömt momentan auf die Wähler ein.

Besonders die Neulinge an der Wahlurne müssen sich da erst einmal zurechtfinden. Wofür steht welche Partei? Wer sorgt sich um meine Zukunft? Nicht zuletzt: Welches Gesicht vertritt mich im Düsseldorfer Landtag? Fragen über Fragen, die sich viele Erstwähler stellen. Die Schüler des Gymnasiums packten dieses Problem am Zopf und fühlten den Politikern auf den Zahn. Bei der Podiumsdiskussion am Donnerstag konnten die jungen Erwachsenen ihre Fragen an die Landtagskandidaten des Wahlkreises Steinfurt 81 los werden. „Das ist Politik praktisch gemacht“, sagte Schulleiter Dr. Volker Krobisch.

Die zahlreichen Schüler sahen das wohl ähnlich, denn von Anfang diskutierten sie kräftig mit. Erster großer Streitpunkt: das Thema Verkehr. Die Schüler-Tickets für Bus und Bahn seien zu teuer, monierte das junge Publikum. „Deshalb fordere ich günstigere Fahrscheine für Schüler und Studenten“, signalisierte Friedrich Paulsen, Kandidat der SPD aus Greven, seine Zustimmung. Die Frage nach der Finanzierung folgte prompt von Jürgen Mußmann, dem FDP-Mann in der Runde: „Das muss man zunächst einmal bezahlen können.“ Ein gefundenes Fressen für den Grünen-Vertreter im Podium: „Anstatt Hoteliers zu beschenken, könnte man das Geld der Steuerzahler genauso gut in Schülertickets stecken“, konterte der Steinfurter Grüne Norwich Rüße. Seitenhiebe auf die Bundespolitik – darunter Finanzen und Atomkraft – schwappten immer wieder in die Diskussion. Aber auch regionale Kontroversen wie die Startbahnverlängerung am FMO sowie Forderungen nach Radwegen wurden gestreift.

Beim Bereich Bildung allerdings gingen die Schüler äußerst beherzt zur Sache. Dreigliedriges Schulsystem, Hauptschule ja oder nein oder doch die Gemeinschaftsschule? Alle Modelle kamen zum Zug. Während CDU-Kandidatin Christina Schulze-Föcking im Einklang mit Jürgen Mußmann die Vorzüge des bestehenden Systems erläuterte, forderte das Oppositions-Lager um SPD, Grüne und Linke mehr Aufstiegschancen und individuelle Förderung. „Die frühe Aufteilung nach der Grundschule hindert viele Kinder daran, einen besseren Abschluss zu machen. Wir wollen längeres gemeinsames Lernen“, so der Grüne Norwich Rüße. Linken-Kandidat Andreas Neumann zog wie auch der Grevener Pirat Bastian Greshake mit. CDU-Frau Christina Schulze-Föcking warnte hingegen: „Das würde das Aus für das Gymnasium bedeuten. Außerdem sind derartige Großschulen baulich nicht zu realisieren.“

Am Ende der Debatte waren sich die jungen Erstwähler hoffentlich ein wenig sicherer, wo sie ihr Kreuz auf dem Wahlzettel setzen sollen. Wenn nicht: Ein bisschen Bedenkzeit bleibt noch bis zum 9. Mai.

WN, 30.04.2010

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