„Das wollen die Verbraucher“

„Auf Grund der aktuellen Wahlprognosen freue ich mich, den zukünftigen Landwirtschaftminister für NRW begrüßen zu können.“ Mit dieser – augenzwinkernden – Einleitung eröffnete Waltraud Angenendt, Sprecherin des Ortsverbandes der Grünen und Bio-Bäuerin, den Informationsabend der Drensteinfurter Grünen in der Gaststädte Averdung. Eingeladen hatte der Ortsverein dazu Norwich Rüsse, Bio-Bauer aus Steinfurt und aussichtsreicher Kandidat für ein Landtagsmandat.

Waltraud Angenendt und Stefan Gengenbacher (li.) begrüßten als Sprecher des
Grünen-Ortvereins den Landwirtschaftsexperten Norwich Rüsse.

„Ich bin heute auch nach Drensteinfurt gekommen, um zu hören, wo es den Bauern in Drensteinfurt unter den Nägeln brennt“, so Rüsse. Dieses Angebot nahmen die 25 anwesenden Landwirte und Bürger gerne dankbar an, teilt der Grünen-Ortsverein mit.

Die lebhaft diskutierte Themenpalette habe von der Bildungspolitik im ländlichen Raum über die Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft bis hin zu Dumpinglöhnen in der Fleischindustrie gereicht. „Ich halte es für unverantwortlich, hier in NRW Arbeitskräfte in Schlachtfabriken auszubeuten, während anderswo in Europa Schlachthöfe schließen müssen“, kritisierte Rüsse. Hier müsse die zukünftige Landesregierung aktiv werden, hätten doch ein Großteil der deutschen Schlachtkonzerne ihren Firmensitz zwischen Rhein und Weser.

Nicht nur bei diesem Thema habe der grüne Landtagskandidaten deutlich gemacht, wie wichtig ihm neben politischen Diskussionen zu Subventionen und Saatgutproduktion auch die Verantwortung für die Schöpfung sei, so die Grünen. Für den Landtagskandidaten sei dies auch Maßstab im politischen Handeln. So falle seine Kritik an der aktuellen Subventionspraxis auch recht deutlich aus: „Wenn ich als Landwirt 8000 Schweine zum Überleben brauche, ist das keine bäuerliche Landwirtschaft mehr. Das ist auch der Bevölkerung nicht mehr vermittelbar. Und es ist ethisch nicht verantwortbar.“

Rüsse wolle sich für eine degressive Subventionsvergabe einsetzen: Je größer der Betrieb, umso geringer sollte die staatliche Unterstützung sein. Unverhältnismäßiges Wachstum solle nicht vom Steuerzahler finanziert werden. „Die Politik hat dafür zu sorgen, dass eine bäuerliche Familie von 60 Kühen leben kann“, fasste Rüsse seine Vorstellung zusammen.

Überhaupt sei es ihm ein Anliegen, „der Entfremdung zwischen Bürgerschaft und Landwirtschaft entgegenzuwirken“. „Wenn Lebensmittel zu Billigpreisen ohne Qualitätsmerkmale wie austauschbare Ware produziert werden, fragt sich der Bürger zu Recht, warum das auch noch vom Staat bezuschusst werden muss.“ Rüsse sehe im Hochlohnland Deutschland nur dann eine Zukunft für die Landwirtschaft, wenn es gelinge, qualitativ hochwertige Lebensmittel zu produzieren. „Gentechnikfreie Lebensmittelproduktion in Deutschland“, so Rüsses Beispiel. „Das wollen die Verbraucher, und die Landwirtschaft könnte diesen Qualitätsstandard auch prima vermarkten.“

Zum Schluss fasste er seine Vorstellung von Politik in einer umfassenden Projektidee zusammen: Standards für Kantinen oder Mensen in Kitas, Schulen und Verwaltungen. „Hier sollten Bio-Produkte gefördert werden, und ein fleischfreier Tag schützt nicht nur das Klima sondern auch die Gesundheit.“

Quelle:  Westfälische Nachrichten, 30.03.2010

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