Im nachfolgenden ein Rückblick auf eine Veranstaltung des WLV Kreisverbandes Coesfeld in Dülmen. Mir hat es dort sehr gut gefallen und ich bin fest davon überzeugt, dass Grüne und Bauern sich viel zu sagen haben und zusammen auch viel erreichen könnten. Die Bauern dort zeigten sich gut informiert und es gab eine interessante Diskussion. Natürlich steht und fällt für die Bauern letztendlich alles mit der ökonomischen Seite. Ich glaube aber, dass sich Rücksicht auf Verbraucherwünsche und Umwelt einerseits und ökonomsicher Erfolg andererseits nicht ausschließen. Bäuerliche Landwirtschaft braucht das Vertrauen der Gesellschaft, um existieren zu können und die Gesellschaft braucht verantwortungsbewusste Bauern, die Ethik, Ökonomie und Ökologie auf ihren Höfen zusammenbringen.
Doch nun der Bericht über die WLV-Versammlung, verfasst von Norbert Vogelpohl (Sprecher der grünen Kreistagsfraktion):
Auch die örtlichen Landwirte haben bei der bevorstehenden Landtagswahl die die Qual der Wahl. So hatte der Landwirtschaftliche Kreisverband fünf (!) Kandidaten zur Podiumsdiskussion nach Dülmen eingeladen. Für uns Grüne trat Norwich Rüße ans Mikrophon. Die Inszenierung durch den Vorsitzenden Franz Kückmann versprach einige Spannung: „Regierungs- bzw. Oppositionspolitiker“ wurden gezielt gegeneinander in Stellung gebracht.
Dem dunkelroten Vertreter waren die Kenntnisse der Agrarsoziologie anzumerken. Das Eingeständnis, dass seine Partei für die Landwirtschaft noch keine Programmatik entwickelt hat ehrt ihn Durchaus. Der ersatzweise Rückgriff auf Positionen seiner Genossen aus Mecklenburg-Vorpommern ist allerdings wenig hilfreich. Die gegenwärtigen Unterschiede sind zu groß, ostdeutsche Strukturen können auch kaum als westfälische Zielstellung dienen.
Der liberale Vertreter blieb farblos wie sein Oberhemd. Er mühte sich redlich, aber nicht ergebnisträchtig, die Fragestellungen auf die ihm vertraute Kommunalpolitik runter zu brechen. Vor fünf Jahren habe ich den Burschen als übermäßig selbstbewusst und aggressiv erlebt – jetzt so ängstlich und passiv. Muss ich mir um ihn Sorgen machen?
Der rote MdL verstand es, politische Klippen sprachlich zu umschiffen. Über eine mögliche sozialdemokratische Landwirtschaftspolitik habe ich nicht viel erfahren. Einzig vielleicht dies: In seiner Fraktion werden Politiker aus dem Ländlichen Raum zur „Treckerfraktion“ subsummiert!
Bleibt also: Wie sieht die Politik der Grünen und der Schwarzen aus? Für den Schwarzen ist die Richtung klar, sie wird vorgegeben durch Uhlenbrock und Aigner: Export um jeden Preis! Dazu müssen dann eben die einen Höfe wachsen, andere werden dann eben weichen. Wachse oder Weiche! Auswirkungen auf die Nachbarschaft, Natur oder das Grundwasser? Wer interessiert sich für so was?
Für uns Grüne stellte Norwich klar: „Wir Grüne treten für eine Politik ein, die ökologische und soziale Lenkungswirkung entfaltet, und Rahmenbedingungen für faire Preise schafft. Für uns gilt, dass Landwirtschaft auch zukünftig nicht von Agrarfabriken dominiert werden soll. Eine einseitig auf Export orientierte Landwirtschaft, die jegliche ökologischen, ethischen und sozialen Standards als Belastung begreift, kann und darf nicht länger mit Steuermitteln subventioniert werden. Wir wollen weiterhin unser Landschaftsbild mit artenreichen Wiesen und Weiden, mit Bauernhöfen und vielfältigen Ackerbaukulturen erhalten. Die derzeitige Agrarpolitik von Landes- und Bundesregierung fördert dagegen die Entwicklung hin zu immer größeren Betrieben, wobei Bestandsgrößen, die gestern noch als konkurrenzfähig angesehen wurden, morgen schon überholt zu sein scheinen. Die Folgen dieser Industrialisierung sind schon heute in der Landschaft sichtbar – Mais, Mais und nochmals Mais. Und riesige Stallanlagen für die Massentierhaltung.
Ob am Wahlabend unter den vielen Daten zur Wahlanalyse auch dargestellt wird, wie sich die Bauern in der Wahlkabine entschieden haben?