1500 Schweine und kein Gewinn?

Einen interessanten Artikel bietet das aktuelle Wochenblatt zum Thema Stallbauten, Massentierhaltung und Widerstände dagegen. In einer Veranstaltung im niedersächsischen Kreis Vechta hat der dortige Landrat seine Gemeinden ausdrücklich dazu aufgefordert, über eine gezielte Bauleitplanung die Ansiedlung neuer, großer Masttierställe für Schweine und Hähnchen zu steuern bzw. zu stoppen.

Klar erkennbar ist aus dem Artikel, dass in dieser Region anscheinend so deutlich das Ende der Fahnenstange erreicht ist, dass Kreis- und Kommunalpolitik gegensteuern müssen, um ein weiteres Absinken der Lebensqualität zu verhindern. Während diese agrarische Intensivregion mittlerweile bereit ist, aus ihren Fehlern zu lernen, passiert im Münsterland bislang nichts. Hier fehlt eine solche Initiative vollkommen, obwohl wir ein großes Interesse haben, auch in Zukunft eine attraktive Region zu bleiben und nicht nur mit Massentierhaltung, Mais und Gülle in Verbindung gebracht werden wollen.

Interessant auch die Aussage der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Gewiss keine Kritiker der Intensivlandwirtschaftskammer rechnete der Berater den Bauern vor, dass unter den Rahmenbedingungen selbst aus großen Stallanlagen kaum Gewinne möglich sind. Plane ein Bauer einen 1500er Schweinemaststall in der freien Flur zu errichten (weil an den Höfen imissionsrechtlich schon nichts mehr geht), so führten die Baukosten einschließlich der Anschlussbeiträge dazu, dass lediglich ein Gewinn von ca. 13.000 € möglich sei. Wenn der Betrieb – was bei vielen mittlerweile Realität ist – keine Flächenreserven für die zusätzliche Gülle mehr hat, müssen etwa 10.000 € für die Gülleentsorgung angesetzt werden – mit entsprechenden Folgen für den Gewinn. Und wenn dann noch obendrauf eine Abluftreinigung eingebaut wird, dann verdient der Bauer mit seiner riskanten und riesigen Investition nicht mehr, sonder schreibt jährlich sogar ca. 3.000 € Minus! Auch hier klar zu erkennen, die Massentierhaltung ist eigentlich am Ende, wird wahrscheinlich wie die Geflügelmast schließlich in den Händen großer Konzerne liegen und die bäuerlichen Betriebe kaputtkonkurrieren. Und das alles geschieht dann noch auf Kosten der Natur, der Tiere und seiner Nachbarn.

Zum Selberlesen: Behörden contra Bauern, Landws. Wochenblatt für Westfalen-Lippe, 25.02.2010, S. 49.

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