Bauernpräsident Sonnleitner erklärt das Klima

Immer wieder spannend zu lesen: Die Berichterstattung vom Kreisbauerntag im Kreis Steinfurt. 400 anwesende Landwirte (und Funktionäre, Politiker) lauschten gebannt den Worten des Präsidenten des DBV (deutscher Bauernverband).

Auf Nachfrage, ob es bei seinen vielen Nebenjobs nicht einen Interessenskonflikt geben könne,fällt dem nur ein: „Ich werde gefragt, also mach‘ ich es halt“. Das sind die einfachen Wahrheiten eines bajuwarischen Bauernfunktionärs.

Besonders spannend wird es aber, wenn uns Sonnleitner erklärt, dass eine Kuh, die 8000 Liter Milch gibt, klimapolitisch besser sei, als zwei Kühe, die nur 4000 Liter geben.

Das ist natürlich richtig, wenn man die Kühe ganz isoliert betrachtet; zwei Kühe scheiden bekanntermaßen mehr Methan aus als eine. Aber Ökologie heißt ja bekanntermaßen „Lehre vom Haushalt“ und meint die Wechselbeziehungen zwischen Organismen und ihrer Umwelt.
Somit muss man unsere drei Kühe mal genauer durchleuchten:

Die beiden 4000-Liter-Kühe leben in Mittelgebirgslagen, haben vermutlich Weidegang im Sommer und werden vergleichsweise wenig Kraftfutter erhalten. Im Winter bekommt sie Gras in Form von Silage und Heu. Diese beiden Kühe ernähren sich zu einem hohen Anteil von dem, was die Flächen des Bauernhofs zur Verfügung stellen.

Dem steht die 8000-Liter-Kuh gegenüber: Sie steht ganzjährig im Stall, ihre Futterration besteht aus Maissilage, Grassilage und viel Kraftfutter. Das Kraftfutter basiert zu einem hohen Anteil auf Importware und Abfällen aus der Nahrungsmittelindustrie (z.B. Abpressreste). Das Grünland wurde auf diesem Betrieb möglichst umgepflügt, um Mais und Ackergras anbauen zu können.

Und genau hier wird es dann schwierig mit den einfachen Wahrheiten des Herrn Sonnleitner: Der Ackerbau ist energieintensiv, verbraucht Diesel und Öl in Form von Mineraldüngern. Gleichzeitig sind umgebrochene Moorböden der größte Emittent von klimaschädlichen Gasen aus der deutschen Landwirtschaft.
Die umgebrochenen Weiden und Wiesen fehlen im Winter als Speicher für Niederschläge und erhöhen somit das Problem der Überschwemmungen. Die Importfuttermittel beanspruchen Anbauflächen in Ländern, in denen dort besser Getreide für die menschliche Ernährung angebaut würde.
Und ganz pervers wird diese Argumentation dann, wenn die Milchproduktion zunehmend auf die Ackerbaustandorte wandert und das Grünland in den Mittelgebirgsregionen überhaupt nicht mehr genutzt wird.

Aber das interessiert einen Bauernfunktionär mit seinen einfachen Wahrheiten ja nicht!

Apropos Klima: Zwischen DBV und Bund deutscher Milchviehhalter ist keine „Klimaerwärmung“ in Sicht – kein Wunder, bei einem solchen Bauernpräsidenten. Der DBV ist anscheinend eben doch nur stark im Ackerbau und der Schweinemast – Milch erklären besser andere 🙂

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